Archiv der Kategorie: Lalla!

Musik

Begegnungen

Kurz vor Weihnachten könnte man aufgrund der alljährlich plötzlich ausbrechenden Menschlichkeit und damit verbundener Skurilitäten damit rechnen, in seltsame Situationen zu geraten. Ich nicht. Und so begab sich kürzlich folgendes:

Szene A: Ich war am vergangenen Samstag auf dem Rückweg von Frau Rewe, bei der ich ab und an diverse lebensverlängernde Mittelchen einzukaufen pflege. Und weil es sich dabei auch um Getränkekisten handelt, führe ich stets einen Handwagen mit mir, in dem sich dann, je nach Ausmaß des Bedarfs, die eine oder andere Kiste plus Sack voll Essen auftürmt. Ich habe keinerlei Schwierigkeiten mit dieser fußläufigen Art des Einkaufs – von der letzten Etappe über Treppenstufen in den vierten Stock mal abgesehen. Auch weiß ich, dass ich auf dem Weg vom Haus zu der Verkäuferin bzw. retour, vor allem, wenn ich ihn allein zurücklege, manchmal ein Bild des Jammers abgebe. Das macht aber nichts. Nun passierte es, dass ich auf halbem Rückweg auf dem Bürgersteig Gegenverkehr bekam. Und nicht nur das, der Gegenverkehr, eine ältere Dame, sprach mich auch, auf etwa gleicher Höhe angekommen, unvermittelt und mit den folgenden Worten an: „Die Menschen haben alle ihre Freunde.“ Das sagte sie mit vorgeschobenem Unterkiefer und einem meiner Meinung nach verschwörerischen Unterton. Es entwickelte sich ein ganz kurzes Gespräch (Wiedergabe nicht vollkommen):

Dschan: Und das ist auch gut so!

Frau: Ach ja? Was haben Sie denn davon?

Dschan: Ich hab‘ dadurch auch Freunde… jeder Mensch braucht doch Freunde!

Frau: Ich hab‘ keine Freunde. (und geht weiter)

Dschan: Ach, das glaube ich nicht. (setzt seinen Weg ebenfalls fort)

Hmm. Nur mal angenommen, das war der Versuch eines Hilferufs… muss ich mir Vorwürfe machen, weil ich das so abgetan habe? Ich sage: Nein.

Szene B: Schönes „Konzert“ war das heute, Bernd Begemann im Tower zu Bremen. Höchst unterhaltsam, witzig, zum Teil grotesk, berührend – der Mann kann. Und er hat lange durchgehalten. Und ich war danach hungrig. Und weil ich es mag, zu Fuß zu sein (s.o.), und der nächtliche Weg vom Bahnhof durch den Bürgerpark auf jeden Fall durch ein Hähnchen- oder Gyros-Rollo aufgewertet wird, steuerte ich zielsicher eine entsprechende Verkaufsstelle an. Laden gut besucht, Bestellung abgegeben, das dauert dann eben ein paar Minuten, wer Wert auf Frische legt usw. usf. blablabla… Weitere Gäste treffen ein. „Endlich zuhause!“ spricht einer etwas lauter als nötig aus. MOMENT MAL, was ist das für eine alberne Stickerei auf der Jacke des Aussprechers? „HSV Supporters… Rauteund18undeinkeks“ oder so ähnlich. In mir bildete sich – und ich konnte das gar nicht beeinflussen! – Widerstand. Der Sprecher tönt weiter irgendwas. Warum dauert das ausgerechnet jetzt mit dem Rollo so lange..? (Wiederum keine wörtliche Wiedergabe)

Dschan: Was ist das denn da? (zeigt auf die alberne Stickerei)

Supporter: Bist Du Werderfan..?

Dschan: Japp. Nicht so selten hier.

Es folgte ein kurzer Austausch, ich könne das Etablissement ja auch verlassen und meine Erwiderung, wie er dazu käme, vom „Zuhause“ zu sprechen, wo er doch offenbar gar kein Bremer sei usw. und ICH sei ja hier zuhause… [lol!] und dass es ja gut sei, dass Werder vor dem HSV stehen würde… Oh-ha. Das kann eigentlich nicht gut gehen… Dasenbrook, das Bier und die Bremse…

Supporter: Noch!

In einem Winkel meines linken Ohres bekam ich mit, wie der Supporter zu seinem Freund (der zwischenzeitlich sein behämmertes Bayerntrikot unter der Jacke vorzeigen musste – als ob mich das irgendwie beeindrucken würde… WOW, ein Fan der 0:7-Bayern, ich fühle mich ganz ganz klein…) sagte, er müsse mich wahrscheinlich gleich hauen, weil ich sei ihm verbal überlegen… Ich hab‘ leider während des ungefähr dreiminütigen Gesprächs versäumt, die goldene Ausfahrt „dämlichste Vereinsführung aller Zeiten (-> ja, auch zukünftig) inklusive Sportdirektor“ zu nehmen, denn damit hätte ich bei einem Mitglied der Supporters eventuell sogar punkten können. Ok, verpasst, höchste Zeit für’s R-O-L-L-O!!! Und für den versöhnlichen Handschlag. „Am Ende regelt’s die Tabelle“. Darauf kann man sich immer einigen. Und nichts wie raus.

Ich muss lernen, in bestimmten Situationen, meine Fresse zu halten.  Ich muss lernen, in bestimmten Situationen, meine Fresse zu halten.  Ich muss lernen… Nee! Muss ich nicht!

Frohes Fest!

Heute bin ich so gedämpft…

…was daran liegen könnte, dass gestern Abend im Modernes tüchtiges Geballer ausgeteilt wurde. Mit der großen Schaufel. Enter Shikari gaben sich die Ehre und mir / uns ordentlich auf Augen und Ohren.

Enter Shikari

Und sportlich war’s! Nicht nur, dass die auf der Bühne herumgeturnt sind, der Sänger stand gerne mal unvermittelt, ja geradezu blitz- oder zwillingsbruderartig auf einem der Tresen – mit Kabelmikro wohlgemerkt, der Draht wurde von fleißigen Händen quer durch die Räumlichkeit in der Luft gehalten. Gute Show, gute Musik, viel Licht, viel Bumms!

Auf den Bildern oben kann man ganz bewusst so gut wie nix erkennen. Es erscheint sinnlos, „das Ding“ mit dem Mobiltelefon einfangen zu wollen. Und diejenigen, die sogar meinten, man müsse das als Video aufzeichnen – ich liebe es, wenn ich direkt vor mir das ganze Geschehen minutenlang nochmal in winzig klein betrachten darf… – dürften nur Farbmatsch, Blitze und dröhnendes Rauschen zu sehen und zu hören bekommen. Nichts gegen eine kurze Sequenz. Aber muss man das ganze Konzert (oder das, was davon übrig bleibt) auf dem Mobilteil speichern? Um dann später nur noch anhand des Aufnahmedatums erraten zu können, was das eigentlich war, damals… Egal, schön war’s! Und das Dach des Modernes ist auch noch an Ort und Stelle. Ich hatte zuvor Bedenken geäußert, dass es sich während der Veranstaltung eventuell in einen erdnahen Orbit verabschiedet.

Mit freundlichen Grüßen

pabba D.