Viel zu spät und doch mit Eminenz, will ich heute von meinem letzten Konzerterlebnis berichten. Und von Liebe. Und von einer Band, die ich erst viel zu spät für mich entdeckt habe. Beim Durchstöbern der Bandliste des diesjährigen Open Flair. Ich stieß dabei auf den so oder so ähnlich geschriebenen Satz: „Sie sind nicht nur die beste Band, die ich je gehört habe, sondern die beste Band, die je existiert hat.“ Josh Homme von den (ebenfalls sehr geschätzten!) Queens Of The Stone Age tat dies kund. Grund genug, sich mit dieser vermeintlich besten Band auseinanderzusetzen. Und ich bin bei solchen Huldigungen eher sehr vorsichtig. Vollkommen unnötig in diesem Fall – dem Josh darf man vertrauen. Die TRUCKFIGHTERS sind wundervoll. Ich bin verliebt. Und dieses Verliebtsein will ich anhand eines Liedes näher erklären. Das Lied heißt „Mastodont“, ist über kurz oder lang 13 Minuten und 48 Sekunden sowohl breit als auch tief, und es bildet den krönenden Abschluss des aktuellen Albums „Universe“, das sowohl den Auftritt beim Flair als auch jetzt im Lagerhaus namentlich befeuert hat. Die Band ist quasi auf Promo. Und, verflixt noch eins, sie haben Publikum verdient! Ein Riesenviech von einem Song:
Dass das ein Lied werden soll, merkt man erst nach ungefähr 30 Sekunden. Wasser plätschert, beschaulicher Instrumenteneinsatz, vehementer werdend. Und nach knapp anderthalb Minuten gibt’s erstmalig ordentlich vor den Latz, alles noch im Rahmen einer schönen Steigerung. Gesang setzt nach gut zwei Minuten ein, passend, aber bei den Truckfighters eher im Hintergrund. Eine Minute später kommt der geradezu hymnenartige Refrain. Popesk! Der wird allerdings schlagartig (!) mit einem reinen „auf’s Maul Riff“ abgebrochen. Das löst sich wiederum in einem dieser so leicht klingenden Zwischenspiele auf – davon gibt es in 13:48 einige. Und wieder dieser eingängige Refrain, mit leichtem Gitarrengewitter… und aus dieser schönen Dröhnung heraus, bei 5:48: Trommeln, Rhythmuswechsel, es wird schnell, whoooom, HERRLICH! Gefolgt von Variationen von Rumms. Eine gute Minute später löst es sich schon wieder komplett auf, wird heruntergefahren. Das passiert aus dem Nichts. Es ist Kunst. Lange hält dieser Zustand nicht. Druckvoll BESCHLEUNIGEN, um ab 7:50 wieder tüchtig gewaltig in den Refrain zu kommen. Und der bleibt jetzt. Die Küche hat Hochbetrieb: Variationen an Refrain-Geballer. Bei 9:30 (..!) kommt noch immer keine Langeweile auf. Das. Muss. Man. Können. Auch live. Denn sie haben diese Nummer im Lagerhaus auch gespielt und sich auf den letzten Metern einfach nur ausgetobt. Der reinste Bock! Oh, und plötzlich… wer hätte das erwartet… 11:35… BREAK. Wieder so, als ob es nichts Leichteres gäbe… entspanntes akustisches Geklimper zum Ausklang, als hätten die gut elf Minuten vorher gar nicht stattgefunden. Und doch passt das so wundervoll. Wie machen die das? Digital gut zu sein – ok. Aber die schaffen das live auch, mit diesem Druck und diesem Übergang in die totale Leichtigkeit. Natürlich um dir Sekunden später wieder heftigst auf die Mütze zu geben.
Das ist nicht einmal meine Lieblingsnummer der TRUCKFIGHTERS. Aber ein unglaublich gutes Beispiel für den Variantenreichtum dieser Band. Darüber hinaus hat diese Truppe seit 2000 (!) eine beachtliche Entwicklung hingelegt: Anfangs ebenso abwechslungsreich aber insgesamt „dreckiger“. Heute immer noch krachend und manchmal leicht schräg, aber eingängiger – im positiven Sinne. Also weit entfernt vom (Rock-)Einheitsbrei. Auf den Kopfhörern ein Genuss. Live ein rijnes Ereignis. Eine fantastische Band. VIEL ERFOLG!