Die Stille danach.

Open Flair 2014

Nääh, watt war dat wieder schöön! Und, wie immer, viel zu schnell vorbei. Und die Stille am Montagnachmittag, nachdem ich wieder zuhause angekommen war – höchst seltsam. Als wenn jemand den Stecker gezogen hätte. Familie noch im Urlaub, die sollten sich das Elend hier wirklich nicht angucken müssen, aber von 15.000 auf 0 innerhalb weniger Stunden; ich hab‘ hier nur sinnlos in der Gegend herumgesessen, schlafen ging nicht. Aber mal der Länge nach:

Truckfighters!
Truckfighters!

Ich kenne (leider) das Gefühl, mich auf eine Band zu freuen, um dann festzustellen: Hmpf. Wie in dem ollen Witz: „Ich lese gerade ein Buch!“ „Und wie heißt es?“ „Große Erwartungen.“ „Und wie ist es?“ „Hab‘ mir mehr davon versprochen.“ *haha* Nicht so hier! Ich habe die Truckfighters gesehen + und laut und deutlich gehört! Entspannt am ersten Wellenbrecher angelehnt – wunderbares Geballer! Und die (nicht ganz neue) Erkenntnis, dass drei Leute mit entsprechend Zubehör und reichlich Bock völlig ausreichend sind, um fantastischen Krach zu produzieren. Mehr davon!

Frühstück
Frühstück

Oder nach einer erstaunlich guten ersten Nacht (nur ganz leichter Schmopfkerz, eine obligatorische Tablette – danach nie mehr) mal zünftig frühstücken, kurz nach 12 Uhr. Überhaupt war das Frühstück mal sowas von GROSS. Und es ließ sich auch noch von Tag zu Tag steigern. Leberkäse, Würstchen und Baked Beans sind Standart, kann ja jeder… dank des C., der wie aus dem Nichts (!) urplötzlich (!) mit zwei Pfannen (€ 2,99 das Stück) auf den beiden Gaskochern herumhantierte, hatten wir auf einmal noch schön Bacon dabei. Und Bananen auf dem Grill… naja, das wäre jetzt nicht nötig gewesen (s.o.), aber eins ist doch mal klar: Wenn schon Camping-Urlaub, dann bitte richtig.

Jens kann Kniffeln.
Jens kann Kniffeln.

Man muss nur mit den richtigen Leuten unterwegs sein. Ein Hochgenuss, Männers! Was war noch? Natürlich wurde auch Quartett gespielt. Zur Auswahl standen Scheiße (echt jetzt mal) und AKWs. Und gekniffelt wurde selbstverständlich auch. Hömma! Festival ohne Kniffeln, wie soll das denn gehen!? Irgend so ein Jens hat dann auch die dickste Runde hingelegt, warum erinnere ich mich nicht mehr an… Jens..? Egal und keine Ahnung, wie Kniffeln sonst so ist, angetrunken geht das jedenfalls sehr freundlich von der Hand. Wie, das liest sich bisher nicht so, als wäre ich auf einem Musik-Festival gewesen? Ich war im Urlaub. Und die Zeiten, in denen man das Leben auf dem Gelände nach dem Zeitplan der Bands ausgerichtet hat, sind vorbei. VORBEI.

Im Vorbeigehen gefönt von: Boysetsfire
Im Vorbeigehen gefönt von: Boysetsfire

Da reihen sich dann – wie D. es so schön formulierte – beim Betrachten des Plans viele kleine *puffs* (das Geräusch…) aneinander, im Sinne von: geplatzt, nicht so wichtig, kenne ich schon, muss jetzt nicht, was geht denn später? Klar, die Truckfighters wollte ich unbedingt sehen und ich wehre mich auch nicht dagegen, beim Besuch des Festivalgeländes kurz im  heftigen Seitenwind von Boysetsfire zu verharren. Aber viele andere Bands hört man gleich mal gar nicht oder eben nur so nebenbei.

BÄÄM. Enter Shikari,
BÄÄM. Enter Shikari.

Auf dem Weg von der Lounge zum Grill. Oder während des Biertrinkens / -holens. Oder während man auf einen anderen Auftritt wartet. Wie zum Beispiel auf den von Enter Shikari. Die hatte ich ja im letzten Jahr schon im Modernes gesehen, entsprechend mutig ging’s also nach vorne, um dort festzustellen, dass man seitlich stehend nicht mal ansatzweise so zerlegt wird, wie zunächst befürchtet. Locker wech auf die Mütze. Laut und schön. Mit Druck. Und Bumms. Wundervoll.

Kann man genau 1x ansehen: Steel Panther!
Kann man genau 1x ansehen: Steel Panther!

Was mich zu den besonderen Momenten bringt: Die Band auf dem Bild links könnte ich mir normal niemals (!) anhören. Geht einfach nicht. Live allerdings… ich hatte schon beim Hinweg zur Bühne Tränen in den Augen – des Lachens wegen. Eine 80er / 90er Heavy Metal Kombo, bei denen alles andere (!) wichtiger ist, als die Musik – die sie allerdings… leider… auch einwandfrei beherrschen. Vor diesem zweifelhaften Genuss spielten Seeed auf der Hauptbühne (HR3!), ein Konzert, dass ich nun nicht soo wahnsinnig gut fand, das mir allerdings in Erinnerung bleiben wird. Hä? Wir haben das proppevolle Hauptfestivalgelände gegen Ende des Konzerts tanzend verlassen. Im Laufschritt und im Takt der Musik. Mit Zwischengetänzel und Pirouedde. Unglaublich steiler Move. Für fast 40jährige. Ich gehe davon aus, dass wir bestaunt wurden. Natürlich hat das wieder niemand gefilmt, verdammt!!!

Und natürlich gehören zu so einem Festival auch diese besonderen zwischenmenschlichen Begegnungen. Wie zum Beispiel diese: Der freundliche Hinweis des F., der einem anderen, nicht näher bekannten und plüschtiermitführendem Festivalteilnehmer einfühlsam zu verstehen gibt, dass F. zurzeit keinen gesteigerten Wert auf (mitteilsamen) Besuch im Camp legt.

NEIN! GEH‘ WEG! HAU‘ AB MIT DEINEM SCHEISS PFERD!!!

Oder auch diese Begebenheit: Man kniffelt so vor sich hin. Die gute alte Boombox (das meint ein Audio-Abspielgerät) will nicht mehr, ihr Krieg ist vorbei, sie quittiert – bis auf Ausnahmen, die man bald auswendig kennt – den Dienst. Die Beschallung wird freundlicherweise durch umliegende Camps übernommen. Ob man nun will oder nicht. Einer dieser benachbarten Beschaller, ein Fünfziger, mag sich nun einen kleinen Scherz erlauben; er hat doch diese CD im Auto! Und er stellt sie an, diese CD und es dauert nur einige klitzekleine Augenblicke und C. hat aufgrund des jahrelangen LEIDS erkannt, dass diese CD, dieser Titel von Andrea Be…

ALTER, WENN DU STERBEN WILLST!!!??

Und der Hass in seinem, C.’s Gesicht, er war so erfrischend echt.

In diesem Sinne und sollte mich jemand fragen, ob ich vielleicht im nächsten Jahr auch wieder… also ich, ja ich könnte mir das wohl vorstellen.

gez. A. Spumante